Waldorf Campus Berlin (1. BA) Johannes-Schule Berlin

Eingebettet in ein heterogenes Stadtgefüge zwischen umgebender Wohnbebauung und angrenzenden Sportflächen entstand mit der dreigeschossigen Johannesschule und dem zweigeschossigen Kindergarten- und Hortgebäude ein neuer Lebens- und Lern-Ort. In weiteren Bauabschnitten wurde dieser mit dem Rudolf-Steiner-Bildungszentrum und einer Sporthalle zum Waldorf Campus Berlin entwickelt.

Typ: Schul- und Bildungsbauten
Ort: Berlin
Bauherr: Verein Freunde der Johannes-Schule-Berlin e.V.

Wettbewerb: 1. Preis Waldorf Campus Berlin
Leistungsphasen: 1-9
Fertigstellung: 2016
BGF: 6.650 m²

Pläne/Perspektiven/Fotografien vom Modell und der Baustelle: Kersten Kopp Architekten GmbH

Fotografien: Werner Huthmacher

Städtebau

Die Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Campusplatz, der die kommunikative Mitte des Campus bildet und sich mit einer einladenden Geste in Richtung des Hauptzugangs von der Monumentenstraße öffnet.

Die vielgestaltigen Baukörper der Campusgebäude gliedern die Pausen- und Grünflächen der Schule zu den Grundstücksrändern hin und orientieren diese zu den Grünflächen der umgebenden Bebauung. Auf diese Weise entsteht ein unerwarteter Eindruck von räumlicher Weite auf dem Campus.

Entwurf

Die Figur des dreigeschossigen Schulbaus wird durch drei flügelartige Bauteile gebildet, die sich zu ihrer Mitte hin aufweiten. sodass eine dynamische Kubatur entsteht. Die Flure werden zu einem spannungsvollen landschaftsartigen Erschließungsraum, Ausblicke in den Schulhof gliedern und belichten ihn.

Die drei Flügel bilden die Organisation des Programms ab: Der südliche Bereich bildet das Klassenhaus. Im westlichen Flügel sind Werkstätten, der künstlerisch-handwerklichen Bereich sowie der Naturwissenschaftliche Bereich angeordnet. Im östlichen Flügel liegen die Eingänge vom Campusplatz im Norden ebenso wie vom Schulhof im Süden. Der zweigeschossige, großzügige kann multifunktional zusammen mit der Mensa als Veranstaltungsbereich genutzt werden.

In den Obergeschossen befinden sich der große zwei-geschossige Eurythmiesaal sowie weitere Bewegungs- sowie Musikräume. Die Lehrer- und Verwaltungsräume sind zum zentralen Schulhof nach Norden und Osten orientiert.

Im zweigeschossigen Baukörper des KiHo befinden sich der Kindergarten im Erdgeschoß sowie der Hort im Obergeschoss, die über zwei geschützte Eingänge erschlossen werden. Alle Räume sind in den Außenraum orientiert. Breite Spielflure laden zum Bespielen des Hauses ein.

Während die Gruppenräume des Kindergartens über direkte Zugänge in den Garten verfügen, gelangen die Hortkinder auf die Terrasse und über die Außentreppe im Süden in den Außenraum. Die Freiflächen bieten ein differenziertes Nutzungsangebot und attraktive Lernangebote (Bewegung, Gartenbau, Kleintiere, Wasserspiel, Sand, Sonnenuhr, Labyrinth, usw.).

Holzkonstruktion

Die Neubauten werden im Sinne eines nachhaltigen Co2-neutralen Ansatzes in Holzbauweise mit großformatigen Fertigteilen geplant. Die Last der Massivholzdecken wird über tragende Massivholzinnenwände und ein System aus Brettschichtholzstützen und –riegel in der Fassade abgetragen.

Lediglich die Fluchttreppenhäuser und Sanitärkerne werden in Stahlbeton hergestellt und dienen neben ihrer brandschutztechnischen Funktion der Gebäudeaussteifung. Die Decken werden durch mineralische Schüttungen schall- und brandschutztechnisch ertüchtigt. Die flachen Deckenuntersichten gewährleisten maximale Flexibilität bei der Raumaufteilung und Leitungsführung bei minimaler Systemhöhe.

Die Fassaden sind aus großformatigen Holzrahmenbauelementen gefertigt und werden mit einer sägerauen Lärchenholzbretterschalung verkleidet.

Materialien und Oberflächen

Im Innenbereich führen warme Oberflächen (Industrieparkett- und Linoleumböden, sichtbare Holzdecken und -wände) die Materialsprache der Fassaden konsequent fort. Demgegenüber stehen die mineralischen Oberflächen der Estrichböden, die im Zusammenspiel mit den organischen Holzoberflächen in lebendigem Kontrast zueinander stehen.

Der Kontrast der sichtbar belassenen Holzoberflächen und den mit sägerauer Bretterschalung hergestellten Betonoberflächen im Bereich der Kerne sorgt für gestalterische Spannung. Durch die Montageabfolge Holzwände-Betonwände-Holzdecken-Betondecken konnten die geringen Toleranzen der Holzkonstruktion für die Betonbauteile übernommen und bündige Anschlüsse realisiert werden.